Grafik: DIE LINKE. Hessen, Foto: istock
Beschluss des Landesvorstandes vom 22. November 2020 (Umlaufverfahren)
An vielen Orten führen Belegschaften harte Auseinandersetzungen um den Erhalt ihrer Arbeitsplätze und Fortbestand von Unternehmen. Konzernleitungen sehen derzeit eine Chance, durch Entlassungen und Betriebsschließungen ohne große Profitverluste aus der Wirtschafts- und Corona-Krise hervorzugehen. Wie in vorhergegangenen kapitalistischen Krisen, findet derzeit eine starke Zentralisation und Konzentration statt. Die global organisierten großen Unternehmen verlagern die Produktion in Länder, die Bestbedingungen für das Kapital bieten: Billige Lohnkosten, wenig Mitbestimmung, geringe soziale Absicherung, niedrige Umweltauflagen - aber hohe Profitmargen.
In Hessen ist die Schlüsselbranche Automobilindustrie mit einem Umsatz von 14 Mrd. Euro und über 40.000 Beschäftigten eine der wichtigsten Industriezweige. Dazu gehören neben den klassischen Automobilherstellern Opel in Rüsselsheim und VW in Kassel auch Unternehmen wie Continental, Federal Mogul, GKN Drillich, Pirelli, Goodyear Dunlop, Tyco Electronics, Fritz Winter, Woco, und ABB-Hitachi. In deren Umfeld hat sich eine Zulieferindustrie mit tausenden Beschäftigten aus anderen Branchen wie der Elektroindustrie, dem Maschinenbau sowie der Gummi- und Kunststoffindustrie entwickelt.
Der in dieser Branche mit dem Übergang vom Verbrenner zu alternativen Antrieben ohnehin geplante Arbeitsplatzabbau wird nun unter Corona-Bedingungen ohne Rücksicht auf die betroffenen Arbeitnehmer*innen vorgezogen und mit der Verlagerung von Produktion und Dienstleistungsbereichen in Niedriglohnländer gedroht.
Betriebsvereinbarungen und tarifliche Regelungen zur Sicherung von Arbeitsplätzen werden radikal infrage gestellt.
Besonders betroffen sind dabei die Beschäftigten des Autozulieferers Continental Automotive in Karben und Babenhausen. Die Geschäftsleitung hat entschieden, das Werk in Karben mit 1.100 Beschäftigten komplett zu schließen. In Babenhausen sollen über 2.000 Arbeitsplätze gestrichen werden.
Dort übte die Konzernleitung nach den bekannten Mustern massiven Druck auf die Beschäftigten aus. In der Hoffnung, ihre Arbeitsplätze damit erhalten zu können, waren die Kolleginnen und Kollegen zu Lohnverzicht bereit.
Die dabei eingesparten hunderte von Millionen Euro wurden jedoch in den Aufbau neuer Werke in Ungarn und Litauen investiert, statt in die Sicherung der Arbeitsplätze am Standort in Karben oder Babenhausen.
Die Corona-Krise bringt wirtschaftliche Probleme für Unternehmen und zwingt zu Veränderungen. Doch Versäumnisse der Konzern- und Unternehmensleitungen, die ihre Produktion nicht rechtzeitig für die vorhersehbaren Änderungen im Individualverkehr fit gemacht haben, dürfen nicht auf die Kolleginnen und Kollegen abgewälzt werden. Während der letzten Jahre wurden satte Gewinne erwirtschaftet und an Aktionäre ausgeschüttet.
Jetzt heißt Solidarität, dass die Konzerne für die Kolleginnen und Kollegen Sorge tragen, die diese Gewinne erwirtschaftet haben!
DIE LINKE. Hessen unterstützt die Arbeitskämpfe der Belegschaften bei Continental, Norma, ABB Hitachi, Coca Cola und allen anderen betroffen Belegschaften um jeden Arbeitsplatz. Wir fordern Standortgarantien und eine Solidaritätsabgabe der Konzerne und großen Vermögen zur Bewältigung der Krisenfolgen.